Fremdensitzung 1959

Kyllburg: Helau! – Das war die große Fremdensitzung

Von wegen: „Karneval gibt’s nur am Rhein“ — „Von Zoten frei die Narretei“

KYLLBURG. Sie ist vorbei, die große Fremdensitzung der Karnevalsgesellschaft Kyllburg. Aber da sage noch einer, Karneval könne man nur am Rhein feiern! Wenn man die großen Sitzungen im Fernsehen miterlebt hatte — die hätten sich in Kyllburg noch Stimmung pumpen können, in beliebiger Menge! Und noch eins sei hervorgehoben: „Von Zoten frei die Narretei“ — der Spruch kam zu Ehren und blieb, auch in der Bombenstimmung, die im großen Saal der Post herrschte.

Wie gesagt: „Mer waorn erom dao“; und wie! Das volle Haus war so bereit zu lachen, daß Präsident Allmann sie nur mit seiner kleinen, hinterhältigen Ansprache zu kitzeln brauchte — und schon gab’s Lach- und Begeisterungsstürme. Nichts zu lachen hatten jene, die sich nicht rechtzeitig eine Karte besorgt hatten und abziehen mußten; es waren leider viele Wagen! Aber davon merkten die Narren drinnen nichts. Sie erlebten ein Programm, das Schlag auf Schlag kam, ein Wunder der Organisation, das keine Längen aufkommen ließ. Sie blieben von Anfang an in einer unbeschreiblichen Stimmung, in der man sang und schunkelte, daß es eine Freude war. Klaus Gerhards, der Nachtwächter mit den Argusaugen, eröffnete den Reigen, unter dem Motto „Eisch komme selwer“ erschien Weinandys Pitt mit urkomischen Erlebnissen. Jubel um Matthias Schon mit seinem Lied von eigener Schönheit und dem zuckersüßen Bubi. Herr Fröhlich und Herr Schön wurden von Klaus Zinnen und Jupp Rodemers dargestellt. Die Aufmachung und der Dialog entsprachen einander im Witz. „En liew Schwiejermotter“ verkörperte Arnold Boltz. ein Junger Karnevalist, der mit seiner Unzahl von Töchtern und Schwiegersöhnen ein Chaos von Familie bastelte Die lustigen Fußballer Harald Pütz, Franz Burgund und Willi Kapeller brachten eine Reportage von einem wahrhaft fairen Aufstiegsspiel, das nur in gebrochenen Knochen bestanden zu haben schien.

Ernst Klein kam einmal als Eisenbahner mit schrecklichen Erlebnissen auf Reisen und einmal Gott Bacchus, bei dessen Darstellung ihm seine Stimmgewalt zugute kam. Matthias Raths stellte fest, daß sein „Mer sein erom dao“ mittlerweile bereits zum Karnevalsschlager dieser Saison in Kyllburg geworden ist. Niemand, der nicht mitsang. „Was kann uns da groß noch passieren?“, war ein zweites Lied, das gleichfalls schon bekannt ist und begeistert aufgenommen wurde. Klaus Hesse, ein gemütlicher Sachse, servierte den Humor eines Stammes von jenseits der eisernen Grenze. Das Publikum war erschöpft, als er die Bütt verließ. Arnold Boltz „war net ganz richtig“ — und das Volk jubelte über seinen Vortrag, der viel Pantomime enthielt. Manche Gäste wollen den vier Majopals die Palme reichen: Josef Atzhorn, Alfred Pauly, Matthias Schon und Peter Krämer, die elf Melodien kunstvoll gemischt vortrugen, gesanglich einwandfrei; aber die Palme gebührt wohl allen, die den Weg in die Bütt antraten!

Unter den Narren, die nachher daran gingen, sich bei einem Tänzchen zu bewegen, waren auch MdL Billen, Landrat Schubach. Amtsbürgermeister Schuster und Stadtbürgermeister Schillen. Sie hatten in der Sitzung das große Verdienstkreuz der Karnevalsgesellschaft aus der Hand des Funkenmariechens erhalten, wie Präsident Allmann befohlen. Sie hatten sich die Ehrung ehrlich erworben durch ordnungsgemäßes Lachen und Schunkeln und Singen.

Trierische Landeszeitung, 1959

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