1975 – Karneval und ZDF

Zur Fastnacht 1975 tauchte ein Fernsehteam des ZDF aus Mainz in Kyllburg auf, um für die Sendung „Kennzeichen D“ am 11. Februar eine Reportage über die Kyllburger Fastnacht zu machen. Das Männerquartett wurde am Samstagabend eilends in die Pinn zusammengetrommelt. Hier wurden Text und Melodie des Kyllburger Liedes aufgenommen. Am Sonntagmorgen erschien man wieder – gebürstet und gestriegelt – um die zum Ton passenden Filmaufnahmen zu machen. Der Umzug am Nachmittag wurde ebenfalls gefilmt und nach dem Zug fand man sich in der Pinn ein um eine Kappensitzung fürs Fernsehen nachzustellen.
Am Fastnachtsdienstag war Kyllburg wie ausgestorben. Alle saßen vor den Bildschirmen, um gegen 21.15 Uhr in der Sendung „Kennzeichen D“ Ausschnitte von Kyllburg zu sehen. Und es kam — nichts. Aus organisatorischen Gründen war der Beitrag aus der Sendung genommen worden.

Vom ZDF erhielten wir folgende Stellungsnahme:

Sehr geehrte (Anm. d. Red.: hier steht leider kein Name)
ich bedauere, dass wir Sie in der letzten Folge unserer „Kennzeichen D“-Sendung enttäuschen mussten. Die Redaktion hat nach langen Diskussionen entschieden, diesen Beitrag aus einer Reihe von Gründen nicht zu bringen. Ich will Ihnen gern die Ursache erklären:

Wir wollten die Faschingsbräuche eines kleinen Ortes zwischen Mainz und Köln zeigen und sind davon ausgegangen, dass es sich hier um relativ harmlose Fröhlichkeit handelt. In dem Material, das wir aus Kyllburg, vor allem aus dem Fastnachtsumzug erhielten, konnte jedoch von harmloser Fröhlichkeit keine Rede sein. Wir hätten uns also mit dem Gezeigten kritisch auseinandersetzen müssen. Dies schien uns jedoch nicht gerechtfertigt, da die eingefangenen Streiflichter eine gründliche Analyse nicht zuliessen.

Sicher werden Sie daraus erkennen, dass wir den Kyllburgern zuliebe auf diesen Beitrag verzichtet haben.
Mit freundlichen Grüssen
Hanns W. Schwarze
ZWEITES DEUTSCHES FERNSEHEN
– Studio Berlin –


Die Kyllburger wären nicht die Kyllburger, wenn sie sich mit einem derartigen Schreiben zufrieden gäben. Nach zahlreichen bösen Briefen ans ZDF gab es dann noch ein Antwortschreiben, das etwas mehr zu den Gründen verlauten ließ, weswegen man den Bericht nicht ins Programm aufnahm.


Sehr geehrte Frau Kandels,

in dem von Ihnen erwähnten Schreiben hatte ich nicht die Absicht, mich mit dem Kyllburger Karneval an sich auseinanderzusetzen. Es ging ausschliesslich um das uns vorliegende Filmmaterial. Es beschränkte sich auf die Darstellung des Umzugswagens, in dem die Zwangsernährung in der von Kyllburg nicht weit entfernten Haftanstalt Wittlich parodiert wurde. Die Beschränkung auf diesen Ausschnitt hätte jedoch eine kritische Auseinandersetzung vor allem mit der erwähnten Szene erforderlich gemacht. Es erschien unserer Redaktion ungerecht, lediglich den vorliegenden Ausschnitt zu zeigen und uns damit auseinanderzusetzen, zumal es sich hier um ein Beispiel handelte, bei dem von „harmloser Fröhlichkeit“ sicher nicht gesprochen werden konnte.

Mit freundlichen Grüssen
Hanns W. Schwarze
ZWEITES DEUTSCHES FERNSEHEN
– Studio Berlin –


Ich habe persönlich vor einiger Zeit beim ZDF angefragt, ob es das nicht gesendete Material noch gäbe. Leider, so teilte man mir mit, würde nicht gesendetes Material nicht aufgehoben werden. Schade. Zumal wir auch keine Fotos von dem ach so anstößigen Karnevalswagen haben. Vielleicht findet einer der Leser dieser Seite in einer verstaubten Kiste noch das ein oder andere Foto vom Karnevalsumzug 1975 in Kyllburg. Wie von vielen Umzügen der 70er und 80er Jahre, haben wir vom Umzug 1975 leider nur sehr wenig Fotomaterial. Wir sind dankbar für jede Zusendung, mag sie auch noch so unbedeutend erscheinen. Für uns ist jedes Bild ein Puzzlestein, das die Vereinsgeschichte vervollständigt.

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