Unter diesem Titel verfasste der Kyllburger Pastor Christian Müller (1884-1898 Pastor in Kyllburg) einen kleinen Text, in dem er auf die Eigenarten der Kyllburger einging. Es ist übrigens die bislang früheste Erwähnung der Kyllburger Fastnacht. Das zeigt eindrucksvoll die lange ununterbrochene Tradition in Kyllburg. Das im Text angesprochene Zögern, sich zu Vereinen zusammen zu schließen, kann in der, in den 1880er Jahren noch recht jungen Form eines eingetragenen Vereins liegen. Zwar war das Gesetz, das das Vereinsrecht regelte 1884 schon 34 Jahre alt, aber bekanntlich lebten die Eifeler schon immer in ihrer eigenen „Zeitzone“. Der im Text genannte Dechant Heinrich Kröll wirkte übrigens von 1868 bis 1884 in Kyllburg. Hier jetzt der Text:
Der Charakter des Volkes.
Der Kilburger ist urgemütlich, ruhig, bedachtsam in seinen Unternehmungen und streng hält er fest an alten Sitten und Gebräuchen; Neuerungen liebt er nicht und ist zu solchen nur sehr schwer zu bewegen. Vereine und Dergleichen können nur langsam entstehen, und ist seitens der Gründer die größte Ausdauer erforderlich, die Nützlichkeit und Notwendigkeit dieser Neuerungen einsehend, kann er doch von seinem Phlegma nicht Abschied nehmen und die gute Sache unterstützen. An Ordnung ist er nicht zu gewöhnen – „ad libitum“ ist sein Wahlspruch. Gilt es aber den „Kaiass“, wie Herr Dechant Kröll zu sagen pflegte, zu machen, dann lebt Kilburg auf, kein Opfer ist ihm zu groß. Tag und Nacht werden darauf verwandt ihr Sinnen und Trachten zu verwirklichen. Dieses zeigte sich besonders während der Faschingszeit; eingeleitet, ausgeführt und begraben musste die selbe werden, sonst war man nicht zufrieden. Die carnevalistischen Aufzüge Kilburgs hatten von jeher bedeutenden Ruf und lockten sehr viel Volk an.
Ein Lehrer über die Sitten und Gebräuche Kilburgs befragt, antwortete: „In Kilburg ist es Fastnacht von Aschermittwoch bis Fastnachtsonntag.“